Veröffentlicht in Allgemein

Aufarbeiten – Loslassen

Oft liest man, dass man alte Verletzungen und Demütigungen in einer Beziehung erst aufarbeiten muss, bevor man wirklich neu durchstarten kann. Das ist auch immer wieder ein Thema, das in psychologischen Beratungen oder in Therapien angesprochen und auch behandelt wird. Gerade, wenn es um Narzissmus geht.

Das hat seine Schwierigkeiten, zum Beispiel, wenn der Ex-Partner das nicht will, oder einfach nicht mehr ‚greifbar‘ ist, oder, wenn es bei einem übergriffigen Ex nicht angeraten ist, irgendeinen Kontakt zu haben. Das kann schmerzlich sein und den Heilungsprozeß auch erschweren, und/oder verlängern.

Es gibt aber auch eine andere Variante. Ich musste die Erfahrung machen, dass die Versuche nach 3 Jahren, eine Beziehung aufzuarbeiten, im nach hinein noch zu Enttäuschungen geführt hat. Die Erkenntnis, dass sich nichts geändert hat, dass keine Einsicht besteht und immer wieder versucht wird, die alten Muster und Redeweisen anzuwenden, hat mich sehr ernüchtert.

Wenn du genau spürst, wie der ehemalige Partner wieder versucht, sein Netz über dich zu legen. Wenn du die Gefahr erkennst, dass du dich eben wieder in diesen alten Schemen zu verfangen drohst, zu diskutieren, ohne dass es eine Auflösung gibt, kann das sehr ernüchtern. Wenn dein Gegenüber merkt, es klappt nicht, zuerst versucht Mitgefühl zu erregen und dir dann nur wieder Beleidigungen und Demütigungen an den Kopf schmeißt. Dich klein redet und dir wieder das Gefühl geben will, dass du ohne ihn nichts wert bist.

Für mich selbst folgten daraus nach all der Zeit zwei Erkenntnisse:

1) Ich habe mich weiter entwickelt, als ich je dachte, dass es möglich ist! Und er ist stehen geblieben. Das meine ich nicht in materiellen Zusammenhang. Oh, da ist er noch weiter aufgestiegen und ich hab immer noch ein bisschen nachzuholen, bis ich wieder auf dem Stand bin, auf dem ich einmal war. Mit stehen geblieben meine ich seine Verhaltensmuster und seine Ziele. Seine ‚Träumereien‘, was er alles wie ändern will. Seine Selbsttäuschung und in manchen Dingen auch seine Verblendung. Seine Versuche, mich mit Schmeicheleien wieder da hineinzuziehen und mich einzubinden. Das Muster dass viele viele Jahre wunderbar funktioniert hat….

2) Jetzt schaue ich von außen drauf. Ich habe kein Mitleid mehr, mein Interesse ist geschwunden (verschwunden?*) Es macht mir nichts aus, wenn er mir schreibt, wie schlecht es ihm geht und wie traurig er ist, was wieder schief gegangen ist, wo er enttäuscht wurde. Dabei kommt bei mir ein Gefühl der Gleichgültigkeit hoch. Das könnte ich auch auf Facebook als Status irgend einer fremden Person lesen.

Meine Energie benutze ich mittlerweile dazu, mein Leben anders und neu zu organisieren. Meinen Traum habe ich aufgegeben und mir einen neuen zu Eigen gemacht. Das ist mir extrem schwer gefallen. Und ich stecke mitten drin, genau den zu verwirklichen. Ich werde umziehen und dafür ist es nötig, auszumisten. Altes in die Hand zu nehmen und zu entscheiden: behalte ich das, oder kann das weg. Erinnerungsstücke haben für mich immer einen extrem großen Wert gehabt. Heute stelle ich fest, dass ich die ohne Not ins Feuer oder den Müll schmeißen kann. Nicht aus Zorn oder Zerstörungswut, sondern einfach, weil sie keinen Wert mehr für mich haben. Das war ein anderes Leben und es gehört nur noch bedingt zu mir. Es war eine Lektion und die ist abgeschlossen.

Aufarbeiten mit ihm ist mir nicht mehr wichtig. Wichtig ist, dass ich meine Fehler erkannt habe und mir die auch verzeihen kann, sie ändern und in etwas Gutes wandeln kann. Und das gelingt mir gerade sehr gut.

* „Verschwunden“ habe ich in Klammern gesetzt und ein Fragezeichen hinzugefügt, weil ich die Mails noch immer gelesen habe. Darum im Text das Wort: ‚geschwunden‘. Verschwunden kommt auch noch, das weiß ich 😉

Veröffentlicht in Allgemein, Narzissten

16.432 emails

Gastbeitrag Katrin W.

Seit ein paar Wochen archivieren und sichten Sonja und ich gegenseitig unsere emails und sms und whatsapp Nachrichten, die wir im Laufe der Beziehung und danach von unseren jeweiligen Ex-Partnern erhalten haben. Sofern noch vorhanden. Wir machen das nicht selbst, denn manches möchten wir einfach nicht mehr selbst noch einmal lesen, bzw. sehen.

Auf die Idee hat mich mein Chef gebracht. Ich arbeite in einer Anwaltskanzlei. Vor ein paar Monaten bat ich ihn darum, mir doch einmal seine Einschätzung zum Fall einer Bekannten zu geben. Ihr Ehemann hat während der Scheidung Forderungen an sie gestellt und sie konnte das Gegenteil nicht beweisen. Sie hatte in der ersten Wut und dem ersten Trennungsschmerz alle Nachrichten von ihm gelöscht, Briefe und Bilder verbrannt. Laut meinem Chef hätte sie das mal lieber nicht getan.

16.432 emails, das hört sich erst einmal viel an. Legt man das aber auf 17 Jahre um, kommt man auf ca. 2,7 Stück pro Tag. Zieht man davon noch die Unwichtigen ab (Hallo, das Wetter ist mies, hast du das Gewächshaus zugemacht? – Ich hätte mal wieder Lust auf Krautwickel! – Kannst du Milch kaufen?) dann bleiben noch im Schnitt 1,84 pro Tag. Und es wurden ja auch nicht jeden Tag welche geschickt. Die Streitmails können dann aber auch schon mal 8 bis zu 12 hin-her Nachrichten ausmachen.

Und sie alle erzählen eine Geschichte und zeichnen ein Bild. Ich bin jetzt im Jahre 2009 (bei 2017 rückläufig beginnend) angelangt, also noch lange nicht am Ende. Und ich verstehe jetzt erst wirklich, warum der Blog Himmel&Hölle heißt.

Ich kann nur jedem raten: löscht die Mails nicht, speichert sie auf verschiedenen Medien ab. Ich musste leider feststellen, dass eine meiner gebrannten Cds nicht mehr lesbar ist. Sonja war da schlauer, sie hat ihre Sachen auf externen Festplatten und Speicherkarten gesichert geht da eine kaputt, hat sie immer noch 3 andere Datenträger mit den Daten.

Während und nach einer Trennung kann es zu den seltsamsten Situationen kommen. Auch wenn ihr meint, er/sie wäre doch so nett und entgegenkommend. Das kann sich rasch ändern und ins absolute Gegenteil umschlagen. Versprechen und Zusagen werden ohne Not gebrochen bzw. widerrufen, besonders, wenn ein/e neue/r Partner/in ins Spiel kommt, der/die dann auch noch mitmischt und stichelt bzw. aufhetzt.

Aber die mails können auch noch einen andern, guten Sinn haben. Tatjana aus unserer Gruppe hat erzählt, sie habe sich nach 3 Jahren die Mails noch einmal durchgelesen. Und sich nach dem Lesen gefragt, warum sie das alles nicht schon früher erkannt hat. Die emails haben ihr ein genaues Bild des Gemütszustandes ihres geschiedenen Mannes gezeigt. Mal ging alles liebevoll und respektvoll von statten und dann, manchmal nur Stunden später, wurde beleidigt, gedemütigt und verletzt. Sie berichtet selbst, dass sie in der Situation kein Auge dafür hatte. Gerade gegen Ende der Ehe wollte sie eigentlich nur noch Ruhe und Frieden für sich und die Kinder. Deshalb hat sie vieles einfach weggesteckt. Sie berichtet, dass sie immer dann, wenn sie an ihrer Entscheidung zweifelt, die Mails der letzten Jahre und aus der Scheidungsphase hervorholt. Und dann ist sie sicher, das richtige getan zu haben. Für sich und für die Kinder.

Genau abwägen sollte man aber auch, wann man den Kindern die mails zu lesen gibt und ob überhaupt. Gerade Männer mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen verdrehen oft Tatsachen und Begebenheiten, um in einem besseren Licht da zu stehen. Aber es gibt auch Frauen, die gerne mal das ein oder andere „vergessen“ und die Kinder als ‚Waffe‘ benutzen. Beides ist mies und absolut falsch. Da ist die Versuchung groß, dem Kind zu sagen: „schau, das hat er geschrieben damals, so war das!“ sehr groß. Bitte sucht euch vorher Unterstützung und besprecht das mit einem Kinderpsychologen, einem Mediator. Und nein, die beste Freundin ist da nicht immer der richtige Ratgeber. Holt euch professionelle Hilfe dafür und setzt eure Kinder nicht Situationen aus, mit denen sie nicht gut umgehen können. Manchmal ist es besser, damit zu warten, bis sie von selbst fragen und alt genug sind, das zu verdauen. Denkt daran, wie ihr leidet, oder gelitten habt, setzt eure Kinder dem nicht aus. Danke.

Veröffentlicht in Allgemein, über Pornosucht

Alles beim Alten geblieben

Vor 2 Wochen hatten wir ein Treffen mit den Frauen der ersten Stunde. Wir alle haben uns von einem Mann mit einer mehr oder minder stark ausgeprägten Pornosuche getrennt. Einige der Männer hatten dazu noch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.

Eine der Frauen ist nach 3 Jahren wieder mit ihrem Mann zusammen, wir anderen sind entweder in neuen Beziehungen oder leben erst einmal für uns und bleiben getrennt. Manchmal ist es einfach so, dass es länger braucht, um das, was passiert ist, zu verarbeiten und wieder Vertrauen zu fassen. Das trifft, wie wir in den Gesprächen festgestellt haben, meist auf die Beziehungen zu, in denen sehr viel und/oder Extremes vorgefallen ist.

6 von uns hatten in der letzten Zeit wieder Kontakt zu unseren Ex-Männern. Entweder, weil er sich gemeldet hat, oder weil der Kontakt durch vorhandene Kinder notwendig war. Aber wir alle waren auch neugierig. Wir alle wollten wissen, ob sich etwas geändert hat.

Zwei von uns konnten die durchaus positive Erfahrung machen, dass tatsächlich ein Umdenken und ein Arbeiten an den Problemen der jeweiligen Männer statt gefunden hat. Hier soll und wird es auch weiter losen Kontakt geben. Aber, darin sind wir uns einig, keine Rückkehr in die Beziehung. Freundschaft ja, aber mehr erst einmal nicht. Darüber hab ich mich sehr gefreut, denn das war eigentlich etwas, was ich mir für meinen Ex-Mann gewünscht habe.

Marianne winkte ab und sagte: „ Alles beim Alten geblieben!“ Sie hatte email Kontakt und beschrieb, wie groß am Anfang die Freude war, dass er sich gemeldet hat. Sie dachte, wenn ER sich meldet, wäre das ein gutes Zeichen und jetzt endlich wäre ein normaler Umgang möglich. Die beiden waren ungefähr 13 Jahre zusammen, haben viel erlebt und auch zusammen durchgestanden. Seine Pornosucht war der Auslöser, dass sie gegangen ist. Sie beschrieb, wie ihr im Verlauf der emails immer klarer wurde, dass sich bei ihm nichts geändert hat, im Gegenteil, er prahlte offen damit, wie er jetzt endlich seine Sucht noch extremer ausleben könnte. Keine Frage, wie es ihr geht, alles drehte sich nur um seine Befindlichkeit (seine neue Freundin hat ihn wohl verlassen) versteckte oder offene Angriffe und Beschuldigungen gegen sie, Herabwürdigungen (du warst ja keine richtige Frau und sowieso die Falsche). Dann wieder wirklich freundlicher Umgang, und dann wieder purer Blödsinn. Ihr Mann hat sich eine Welt rund um die Sexsucht gebaut, treibt sich weiter im Netz rum und hat sich seine Vergangenheit so zurecht gebogen, wie er es jetzt braucht. Tatsachen wurden wieder verdreht und die alten Muster kamen wieder zum tragen. Sie sagt, es wäre an den Nachrichten genau abzulesen gewesen, in welcher Stimmung er sich befand. Es war die gleiche Achterbahn, wie zu den Zeiten, in denen sie mit ihm lebte. Einmal richtig nett und dann wieder pur auf Krawall gebürstet. Sie hat dann den Kontakt wieder abgebrochen.

Wir haben lange darüber diskutiert, ob Kontakt überhaupt möglich ist. Marianne erzählte uns, dass sie die eine Woche email Kontakt sehr erschüttert hat und auch traurig gemacht hat. Eine generelle Aussage, ein Ratschlag, dazu gibt es nicht. Wir können nicht erahnen, was in den Köpfen der Männer vorgeht, die wir hinter uns gelassen haben. Wie einige positive Beispiele zeigten, ist es durchaus möglich, dass sich etwas zum Positiven verändert. Und das ist gut, auch der Kontakt ist dann gut, denn er kann bei der Heilung der Frauen helfen.

Aber wir haben auch festgestellt, wenn sich beim Ex-Partner nichts geändert hat, schadet es mehr, als das es nützt. Unsicherheiten kommen wieder hoch und alte Wunden brechen wieder auf.

Zu entscheiden, wann und ob überhaupt Kontakt statt finden soll, ist wahnsinnig schwer. Wichtig ist, dass wir uns schützen und auch wieder zurückziehen, wenn wir merken, dass uns das nicht gut tut.

Veröffentlicht in Allgemein, Narzissten, Sex und Partnerschaft

Sex oder Liebe?

Gestern Abend hatte ich ein sehr schönes Telefonat mit einem lieben Menschen. Wir sprachen über Vieles und landeten auch bei der Frage, warum so oft Sex mit Liebe verwechselt wird.

Die Autorin Stefanie Stahl hat dazu einen sehr interessanten Bericht im Netz veröffentlicht, auf den ich euch gerne aufmerksam machen möchte.

http://liebesfibel.de/warum-sind-bindungsaengstliche-sexsuechtig/

Von ihr ist auch das Buch „Jein“ , indem es um Bindungsängste geht.

Ein Absatz von ihr hat mich besonders berührt:

Zitat:

…… „verlassen muss“, weil sie oder er so aggressiv wurde, dass dem Partner keine andere Wahlmöglichkeit mehr blieb. Sie, die bindungsängstlichen Partner, verhalten sich manchmal so erschreckend gleichgültig, wenn es um Liebe und tiefere Bindung geht, dass ihre Partner verzweifelt, voller Traurigkeit und Wut sind.—-

Zitat Ende

Beim Befassen mit ihren Texten habe ich viel wiedergefunden, was ich selbst in einer vergangenen Beziehung erlebt habe. Allerdings ohne um das Problem des Menschen zu wissen. Er war auch nicht körperlich aggressiv, sondern verbal verletzend und übergriffig. Hätte ich früher um diese Störung, mit all ihren Auswüchsen, gewusst, hätte ich diesen ‚ranziehen-wegstoßen‘ Problem besser einschätzen können und auch die damit einhergehende Sexsucht.

Sie schreibt auch darüber, dass manche Menschen den Sex brauchen, um sich selbst zu spüren, damit sie überhaupt einen Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen finden.

Mich wundert es nicht mehr, dass dann so einige Sex mit Liebe verwechseln. Sie sehnen sich nach einer Partnerschaft, dem zusammen alt werden, aber ihre Bindungsangst treibt sie dann evtl. dazu, den Sex zu überhöhen und sich in der eigenen Beziehung unwohl und nicht ‚geliebt genug‘ zu fühlen. Weil die ‚Dosis‘ Sex nicht mehr ausreicht, müssen immer bizarrere Formen ausprobiert werden. Dass die Partnerschaft dabei den Bach runter geht, sehen sie nicht und sind dann verwundert, wenn das Haus auf einmal leer ist.  Kommt dann noch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung dazu, dann sind immer die anderen schuld.

Ich zitiere aus einer Mail, die ich vor 2 Monaten erhalten habe. Die Schreiberin möchte nicht genannt werden, erlaubt aber das zitieren.

Zitat:

…..Ich musste dann einfach weg. Ich hab das nicht mehr ausgehalten. Das war doch keine Liebe. Zeitweise kam ich mir vor, als ob ich in einem Bordell lebte. Alles drehte sich nur noch um Sex. Er war da wie ferngesteuert und sagte immer wieder: ich brauche das, meine Ex hat das nie verstanden, die war prüde und verklemmt. Aber du bist da ganz anders…….

… dauernd die Diskussionen um Sex und was ER will, das war mir irgendwann zuviel….

….Sex gehört dazu und dabei auch das damit spielen. Ja und ich hab das auch sehr gerne, aber doch nicht als allein bestimmendes Merkmal. Liebe und Partnerschaft ist mehr…..

…. manchmal hatte ich so einen richtigen Graus davor, nach Hause zu gehen, weil ich genau wusste, mit was für Erwartungen er schon wieder hinter der Tür steht….

…. Der Gipfel war dann, als er mir vorwarf, ich wäre zu langweilig und hätte ihn in meinen Briefen getäuscht. Dann hat  er mich noch mit dem Namen seiner Ex anredet, da hab ich mir eine eigene Wohnung gesucht……

…. Jetzt leb ich seit 2 Jahren in einer gesunden Partnerschaft, mit sehr viel tollem und variantenreichem Sex, ABER eben auch mit allem anderen, was dazu gehört. Wir sind richtige Partner, mit Vertrauen und Beständigkeit…

Zitat ende

 

 

 

 

 

 

 

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wenn deine Beine dich nicht mehr tragen wollen…

Ich bin eigentlich kein sehr wehleidiger Mensch. Meist sag ich mir: aufstehen, weitermachen! Medikamente nehm ich auch nicht, und wenn dann nur ungerne, wenn es gar nicht anders geht. Menschen, die permanent von ihren Leiden und Wewechens sprechen, damit komm ich nur schlecht klar. Männergrippe… und Hypochonder, im Sommer mit Schal und Wollmütze vor dem TV sitzen, weil man spürt “ dass da was kommt“… Alles Sachen, mit denen ich wenig anfangen kann.  Mal Schnupfen, ja, aber das ist normal, gehört zum normalen Leben 😉

Dennoch, vor einiger Zeit hab ich richtig Angst bekommen. Mir sind die Beine einfach weggeknickt, der Kreislauf ging in den Keller. Ich hatte Panikattacken, Schweissausbrüche. Schürfwunden, Löcher in der Hose und ein kaputtes Navi, weil ich auf meine Handtasche gefallen bin. Und das passierte in immer kürzeren Abständen. Aber ich hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern, oder einen Arzt aufzusuchen. Ich steckte mitten in der Entscheidungsphase, geh ich bleib ich!

Aber es blieb mir immer im Hinterkopf. Die Horrorbilder meiner eigenen Oma, die einen Hirntumor hatte, mein Vater, der an Krebs gestorben ist. Googeln brachte auch eher beängstigende Resultate, MS , Parkinson  HILFE!!

Erst mal Umzug, sagte ich mir. Reiß dich zusammen.

Und das tat ich dann auch. Nach dem Auszug begann ich meine Therapie und dort erwähnte ich auch meine Beine, die Beine, die mich nicht mehr tragen wollten, die mir immer wieder weggebrochen sind. Dabei brauchte ich sie doch so dringend. Sie sollten mich doch weiter tragen, wegbringen in eine gute Zukunft. Jetzt war ja dann Zeit und es gab einen Check-up… ohne Ergebnis. Naja, doch ein Ergebnis: keine körperlichen Gründe.

Erst mal Erleichterung und dann auch wieder Angst: psychosomatisch. Hast du jetzt doch einen an der Klatsche? Zusammen mit der jahrelangen Konditionierung (das bildest du dir ein, das hab ich nie gesagt, so war das nicht, du bist ja verrückt, du vergisst ja alles, du bist ja krank blabla. Das Übliche halt) hab ich wirklich wieder angefangen, an mir zu zweifeln. Leide ich doch an Wahnvorstellungen? Und ich danke meinem Therapeuten noch heute dafür, wie er mich da raus geführt hat. Wir sind unter anderem genau die Momente durchgegangen, wann mir die Beine weggebrochen sind.

Bei einem Besuch in einem Freilichtmusum, bei einem Besuch im Wellnessbad, beim letzten Ausflug in den Schweriner Zoo…. Alles im letzten Jahr vor meinem Auszug. Und immer waren es tolle Tage. Geprägt von eigentlich nur Schönem. Und ja, dann hab ich immer gedacht: machst du das Richtige? Willst du wirklich gehen?

Immer, wenn ich an meiner Entscheidung gezweifelt habe, dann haben meine Beine den Dienst versagt, haben mich auf den Hintern gesetzt und gesagt: mach mal langsam! Und mein Ex-Partner hat dann mit seiner Reaktion sein Übriges dazu getan: Was machst du denn? Die Leute gucken schon…..! Und immer in dem vorwurfsvollen Ton. Er hat sich geschämt, mir aber nicht geholfen. Nicht gefragt: hast du dir weh getan? Als ich im Freilichtmuseum auf dem Boden lag, ist er sogar zurückgegangen, um zu schaun, worüber ich gestolpert sein könnte…. ‚Da ist nichts‘! Die Fassade war wichtiger!

Doch, da war was! Das war der Kampf zwischen Kopf und Herz, und als es den Beinen zu blöde wurde, haben sie sich eingefaltet!

Danke Beine!

 

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Wage es ja nicht, mich anzuzeigen!

In der ein oder anderen Form kennen das die meisten Betroffenen. Nach dem Ende der Beziehung gibt es Missgunst, manchmal auch Hass, die Verletzungen gehen weiter und Drohungen können an der Tagesordnung sein. Menschen, die sich aus einer Beziehung gelöst haben, die durch seelische Grausamkeit und/oder das narzisstische Verhalten des Partners geprägt waren, erleben das oft in besonderer Härte. Durch die Trennung hat man sich dem Machtbereich entzogen und dafür soll man noch im nachhinein bestraft werden.

In unserem letzten Chat war das ein großes Thema. Im speziellen Fall ging es darum, dass eine Frau von der Unterschlagung und einem Meineid ihres Ex-Partners wusste. Durch den Meineid wurde in diesem Fall dann auch eine andere Person nachhaltig geschädigt, in finanzieller und auch beruflicher Hinsicht. Der Täter setzte nun seine ehemalige Partnerin mit all den längst bekannten Aussagen und Androhungen unter Druck! Aber nicht nur in solchen Fällen denkt man über eine Anzeige nach und sollte es auch. Gerade, wenn psychische oder physische Gewalt gegen einen selbst oder andere ausgeübt wird, ist das das einzige, was nützt!

„Wenn du mich anzeigst, werde ich mich zu wehren wissen.“ und „Du wirst schon sehen, was du davon hast“.  „Ich werde deiner Familie erzählen, was du für eine bist“,  „Dir glaubt ja sowieso keiner, dafür habe ich schon gesorgt“ und auch immer wieder gerne genommen: die Manipulation: „Du willst mir doch nur schaden und selbst als Opfer da stehen“.

Und genau der letzte Satz ist der, der die betroffene Person oft am meisten hemmt und ängstigt. Man weiss ja um die Dinge, die in der Beziehung vorgefallen sind, um die Masche, darum, dass nach aussen die freundliche und liebenswerte Fassade des Täters aufrecht erhalten wird, koste es, was es wolle. Man hat den Unglauben in den Gesichtern der Menschen gesehen, denen man sich dann endlich einmal anvertraut hat. „Der ist doch immer so nett, zurückhaltend und hilfsbereit!“ Das ist Manipulation und als solche solltet ihr es auch sehen und erkennen.

Es fehlt dem Täter das komplette Unrechtsbewusstsein. Nicht wir sind in der Rolle des Opfers, sondern eigentlich er. Denn er ist Opfer seiner eigenen Vor- und Einstellung, seiner Zwänge und seiner Krankheit.

Am liebsten möchte man gerne die Anzeige machen, hat aber Angst vor den Folgen. Es gibt auch keine legale Art, eine wirklich anonyme Anzeige zu machen. Spätestens, wenn der Betroffene sich einen Anwalt nimmt, der Akteneinsicht verlangt, steht da dann der Name des Anzeigenerstatters. Dessen muss man sich bewusst sein. Und dann ist auch wieder die Angst vor den Repressalien da. Auf der anderen Seite macht man sich wiederum strabar, wenn man Kenntnis von einer Straftat hat und diese nicht anzeigt. Also ein zweischneidiges Schwert. Selbstschutz vor dem Täter, oder Selbstschutz vor dem Gesetz.

Im Laufe des Chats hat uns dann eine Frau von ihren Erfahrungen mit dem http://weisser-ring.de/ erzählt. Sie hat dort auf der Homepage den für sie richtigen Kreisverband herausgesucht und sich dort gemeldet. Dort bekam sie dann auch aktive Hilfe und jemand von dort hat sie auch zur Polizei begleitet. Sie bekam emotionale, wie auch rechtliche Hilfe. Das hat sie selbst gestärkt, den Weg zu gehen, den sie für sich als richtig empfunden hat und mit dem sie am besten leben konnte.

Wie auch immer ihr euch entscheidet, sucht euch Hilfe, geht nicht alleine zur Polizei. Und sagt dort auch ganz klar, dass ihr Angst habt, vor dem, was passieren könnte, bzw. was euch angedroht wurde. Wenn ihr euch gar nicht getraut, dann sucht einen Anwalt auf. Habt ihr kein Geld dafür, dann gibt es Hilfen dazu. Was ihr wie beantragen müsst, kann euch der Anwalt sagen. Meistens machen die auch den Papierkram für euch und ihr braucht bei keinem Amt vorsprechen. In schlimmen Fällen, wenn die Bedrohung zu schlimm ist, oder in der beziehung bereits körperliche Gewalt angewendet wurde, kann auch ein sog. Näherungsverbot ausgesprochen werden. Das beantragt auch der Anwalt und das geht meist sehr schnell.

Auch Frauenhäuser, die Caritas, Sozialstationen und auch örtliche Pfarrer oder Pastoren helfen da weiter, auch wenn ihr nicht dort wohnt, bzw der Kirche angehört. Sie haben zumindest Adressen, die weiterhelfen.

Soweit die Zusammenfassung unseres letzten chats. Wenn ihr am Nächsten teilnehmen möchtet, dann schreibt mir an sonjasblog@arcor.de. Ich sage euch dann, wie es weitergeht.
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Das eigene Heim

Warum ist das eigene Heim so wichtig? Warum will man nicht, dass der Ex-Partner es betritt? Warum schirmt man sich ab?

Nun, es ist ein Neuanfang. Der erste Schritt zurück in ein eigenständiges Leben. Viel Kraft hat man in die Trennung gesteckt, das variiert, je nachdem, wie sich die Gegenseite verhält und vor allem, warum man gegangen ist. Die alten Verletzungen wollen, sollen und müssen heilen. Die Frauen, die mir hier schreiben, benennen es oft als ‚Schutzraum‘. Die Sicherheit, die sie in ihrem alten zu Hause nicht hatten, wünschen sie sich hier. Sie können es gestalten, wie sie wollen. Wie es ihnen gut tut. Die einen brauchen und wollen dazu einige Dinge, mit denen sie sich einmal wohl gefühlt haben. Die anderen besorgen sich alles neu. Beides ist richtig und gut, solange es ihnen auf ihrem neuen Weg hilft.

Es gibt Paare, die es wirklich schaffen, noch gemeinsam Feste zu feiern, eine Firma gemeinsam zu leiten und sich friedlich zu begegnen. Das ist der extrem seltene Idealfall. Den Willen dazu haben die meisten Paare, die sich trennen. In den Mails lese ich allerdings oft, dass dann manchmal nur eine Kleinigkeit reicht, um das zu Nichte zu machen.

Frauen, die sich von einem narzisstisch veranlagten Partner getrennt haben, beschreiben häufig, dass es Anfangs gut ging, dass man noch lange Gespräche geführt hat und auch friedlich miteinander umgegangen ist. Da war dann auch der Besuch des Ex in der eigenen Wohnung für sie in Ordnung. Das hat sich für sie allerdings schlagartig geändert, nachdem die Frauen sich immer mehr ‚abnabelten‘ und immer mehr anfingen, ein eigenes Leben zu führen. Was Anfangs noch als Lob und Anerkennung verstanden werden konnte, rutschte mit der Zeit immer mehr in alte Verhaltensmuster. Es kommt wieder zu unfairer Kritik, die Wohnungseinrichtung wird kritisiert, der Umgang, das Aussehen, das Verhalten. Die Frauen beschreiben dann auch, wie schwer es ist, dann den Kontakt zu reduzieren und ‚ihn‘ fern zu halten. In dem Zusammenhang fallen dann auch schon mal Formulierungen wie: ‚und da begann der Kampf ums eigene Leben von vorn!‘ Für Frauen, die körperliche oder seelische Gewalt erfahren haben, ist das totale Abgrenzen, die totale Kontaktsperre lebenswichtig.

Ganz anders bei den Frauen, die sich von einem pornosüchtigen Partner getrennt haben. Für sie geht es in erster Linie und von Anfang an um die ‚Reinheit‘, das ‚Unbefleckte‘. Sie haben ihre Männer in Situationen erlebt, die sie selbst als unangenehm, betrügerisch, verletzend und demütigend für sich selbst empfunden haben. Die neue Wohnung soll ein Platz sein, der frei ist von den Bildern, die sie durch ihn in ihrem Kopf haben. Durchweg alle haben geschrieben, dass sie sich als allererstes ein neues Bett und Bettzeug besorgt haben. Man kann sich auch mit ihm treffen und sich unterhalten. Aber nur auf neutralem Boden, am besten weit weg vom neuen zu Hause. Den körperlichen Kontakt (Umarmung, Händeschütteln etc.) lehnen viele der Betroffenen ab. Manche sprechen ganz ‚neutral‘ von Ekel, andere drücken es flapsiger aus: „ Wer weiß, wo die Hand war“.

Die dritte Gruppe ist die der Frauen, die mehrere Anläufe für eine Trennung gebraucht haben. Manchmal haben sie es erst nach 3 oder 4 Anläufen geschafft. Neben all den anderen Gründen, die vielleicht aus den oben Genannten auch zutreffen mögen, ist bei diesen Frauen die Angst vor dem ‚weich werden‘ die Größte. Sie haben Angst, sich wieder einwickeln zu lassen, wieder zurück zu gehen. Sie wissen genau, dass es dann wieder nur für eine kleine Weile gut geht, und alles wieder von vorn anfängt. Und mit jedem weiteren Versuch sinkt der Mut und vor allem die Kraft. Sie grenzen sich ab, weil sie nie wieder zurück wollen, sich quasi vor sich selbst schützen. Dazu gehört eine große Entfernung und eben auch, dass der Ex nicht mehr in greifbare Nähe kommt.

Ich habe hier einige Mails, die ich erhalten habe, zusammen in einem Text erfasst und wiedergegeben. Bei einigen Frauen überschneiden sich die Beweggründe, bei anderen wiederum ist es ‚nur‘ ein Grund. Das Ziel ist das Gleiche: Sie möchten für sich sein und den Mann, vor dem sie weggelaufen sind, nicht wieder nahe an sich heranlassen…. Auch nicht, um beim Umzug zu helfen, oder (was für viele eine wahnsinns Horrorvorstellung ist) Nachts, wenn sie schlafen, Kartons vor die Tür gestellt bekommen. Das würde das Sicherheitsgefühl, das sie sich so hart erkämpft haben, komplett zerstören.

Egal, um welche Gruppe es sich handelt:

Der Sicherheitsabstand muss gewahrt bleiben!

Veröffentlicht in Allgemein, Das Leben danach, Narzissten

Happy days

6 Uhr morgens, die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich lächle. Ich habe wieder eine ganze Nacht geschlafen, ohne schlechte Träume und Schweißausbrüche. Ich bin nicht nachts aufgeschreckt, ich habe erholsam geschlafen.

Und gestern war wieder ein Tag, an dem ich nicht die Hände zu Fäusten gemacht habe, um mich selbst zu spüren.

Ich laufe lange Strecken und mir geht es gut dabei. Meine Gedanken gehen in die Zukunft. Keine Angst mehr vor dem Tag zu haben, ist ein wunderbares Gefühl.

Vor 3 Tagen war ich auf der Hochzeit meines Sohnes! Party! Und es wurden Bilder gemacht. Das erste Mal seit Jahren hat es mir nichts mehr ausgemacht, im Gegenteil. Ich freu mich auf die Bilder. Das ist für mich ein Riesenerfolg. Ich hab mich freiwillig und wissentlich fotografieren lassen. Und es war mir egal, was die anderen über mich und mein Aussehen denken. Ich hab es endlich wieder genossen, unter Menschen zu sein, zu lachen und Spaß zu haben. Und ich konnte endlich wieder Komplimente annehmen und glauben!

In der letzten Woche habe ich eine neue Bekanntschaft geschlossen, aus der eine tolle Freundschaft werden kann. Weil ich mich endlich wieder etwas getraut habe. Ich habe mich auf andere Menschen eingelassen, ohne Angst im Nacken, wie ich wohl ‚be- und/oder verurteilt‘ werden könnte, welche Vorwürfe es am Abend zu Hause hageln würde. Ohne zu schaun, ob ich missbilligend angeschaut werde. Ich war ich! Endlich wieder offen.

In den letzten Monaten hatte ich viel Besuch! In meiner Wohnung und an meinem Tisch! Wir haben bis spät in der Nacht gesessen und geredet. Oder ein ander Mal einfach nur auf einen Kaffee bei mir geklingelt. Meine Gäste haben sich wohl gefühlt und waren willkommen. Niemand fühlte sich als Störenfried, niemand brach überstürzt auf, niemand fragte: bist du alleine, kann ich kommen, ich will ja nicht stören?

Im letzten Jahr bin ich wieder kreativ gewesen. Ich hab Neues ausprobiert und ein neues Hobby gefunden. Ich habe Lob bekommen für meine Arbeit. Auch Anregungen und Kritik, ja sicher! Aber die war nicht verletzend und herabwürdigend, sondern sie war freundlich vorgebracht und sollte und hat mich weiter gebracht. Ich habe wieder Spaß am Lernen und am Leben. Was ich gemacht habe, zeige ich wieder ohne Bauchweh und Angst und Selbstzweifel…

Im letzten Jahr habe ich wieder angefangen zu leben!

Veröffentlicht in Allgemein, der verkannte Narzisst, Narzissten

Die Rache des kleinen Mannes….

Gastbeitrag von SuS.

Als ich vor 3 Jahren meinen Mann verlassen habe, konnte ich aus Platzmangel nicht alle Sachen mitnehmen. War aber zu dem Zeitpunkt nicht weiter schlimm, denn wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich die Dinge nach und nach bekomme, bzw. dass er sie mir in unserem Haus einlagert. Genug Platz ist ja. Und ich hab mich wirklich gefreut, dass es so ‚friedlich‘ abgehen sollte.

Ich hatte auch erst mal genug mit mir selbst zu tun, hab eine lange Therapie gemacht, um herauszufinden, „was mit mir nicht stimmt“. Über diese lange Zeit (fast 1 Jahr) stellte sich dann heraus, dass ich mich in einer ungesunden Beziehung mit einem narzisstisch veranlagten Mann befunden habe. Der Grund, warum ich ihn verlassen habe, war aber ein anderer. Seine Pornosucht. Dass sein Verhalten zusätzlich narzisstische Züge und Handlungen hatte, wurde mir erst während der Therapie klar. Es hat lange gedauert, bis ich das akzeptieren konnte und wirklich überwunden habe ich die Selbstzweifel und Verletzungen, die ich mir habe über 15 Jahre hin gefallen lassen, noch immer nicht ganz. Aber ich habe viel Kilometer zwischen mich und ihn gebracht und das ist auch gut so. Und ich gebe mir die Zeit, die ich brauche, um wieder zu heilen. Stück für Stück bekomme ich mein Leben wieder.

Aber es gab auch immer wieder Rückschläge, die mich wieder sehr mitgenommen haben und einiges von den ‚Erfolgen‘ die ich mir erarbeitet habe, zu Nichte machten. Wieder neue Verletzungen und telefonische Demütigungen. Damit umgehen, war sehr schwer. Das ging eigentlich erst, nachdem ich mir klar machen konnte, warum das immer noch passiert. Warum nicht endlich Ruhe sein kann, und warum er sich nicht an Absprachen hält und Versprechen einhält.

Wenn man so lange zusammen ist, lernt man viel über den anderen, man kennt die Punkte des anderen, an denen man verletzen und treffen kann. Man weiß, wo es so richtig weh tut. Und man hat somit eine ‚Waffe‘ in der Hand. Ich habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, wie das funktioniert und wie ich da ‚hinein schliddern‘ konnte. Und ja, ich weiß mittlerweile auch, dass sowohl die narzisstische Veranlagung, wie auch die Pornosucht eine psychische Störung/Krankheit ist.

Mein Mann wusste zum Beispiel, dass ich einige Sachen zurücklassen musste, die mir viel bedeutet haben. War zu dem damaligen Zeitpunkt nicht schlimm, denn ich sollte sie ja wieder bekommen. Später musste ich dann um jedes einzelne Stück ringen und habe nur einen kleinen Bruchteil zurück bekommen. Das Meiste hat er dann auf Verkaufsplattformen verkauft, teilweise zu einem Spottpreis, oder es wurde zerstört und/oder weggeworfen.

Das hat mich traurig gemacht und wieder tief getroffen. Bei Bedarf gehe ich immer noch ab und an zu therapeutischen Sitzungen. Und ja, anfangs, als ich das mitbekommen habe, da hatte ich großen Bedarf. Ich habe nicht verstanden, warum ein Mensch, der mich einmal geliebt haben will, mir jetzt, wo er doch hat, was er wollte, immer noch unbedingt weh tun muss. Bis wir dort herausgearbeitet haben, warum das passiert: Es ist seine Form der Rache. Sonst hat er mich nicht mehr unter Kontrolle, er kann mir nichts mehr tun. DAS ist das einzige, womit er noch ein kleines bisschen seiner früheren Macht über mich ausüben kann. Und das nutzt er! Und er hatte damit Erfolg. Ich hab um viele der Dinge geweint, weil es teilweise Stücke waren, die mit meinen Kinder aus 1. Ehe zu tun hatten, oder mit meinen Großeltern, meine Bücher, die ich über 40 Jahre hin gesammelt habe. Ich war richtig unglücklich.

Mittlerweile konnte ich mich davon ‚befreien‘. Ab und an schaue ich noch mal hin, nur um zu sehen, was es mit mir macht. Und ich ertappe mich mittlerweile dabei, dass ich sogar lächeln muss, wenn ich das sehe. Denn es hat keine Wirkung mehr.

Und ich schaue mit Bedauern hin. Bedauern für ihn, weil er das immer noch machen muss. Aber auch mit einer Art Glücksgefühl, weil ich meine Lektion gelernt habe. Eine davon war, mich nicht mehr emotional an Dinge zu hängen. Eine andere war, nicht mehr bedingungslos zu vertraun. Mehr nach mir selbst zu schaun. Und vor allem: Ich mag mich selbst wieder und bin stolz auf das, was ich wieder erreicht habe. Denn das war ich alleine!

Veröffentlicht in Allgemein, Narzissten

Fassade

Was du siehst

Du siehst die Familie. Eine junge Frau, Kinder und ein liebevoller Vater. Er hält ihr die Tür auf, trägt die schlafenden Kinder ins Haus. Man sieht ihn Rasen mähen und die schweren Familieneinkäufe ins Haus tragen. Immer freundlich immer nett, gerne mal ein Pläuschchen am Gartenzaun, immer lächelnd immer höflich. Man sieht ihn im Hof, wie er Sachen fürs neue Haus baut, oder für die Kinder. Gerne berichtet er von seinen beruflichen Erfolgen und seinen Hobbies. Ein Nachbar braucht Hilfe? Ja aber natürlich ist er da! Keine Frage. Im Verein ist er der Fachmann fürs Handwerkliche und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht.

Nach seiner Frau gefragt: oh, die ist unsportlich und geht gar nicht gerne aus dem Haus. Nein, sie ist nicht sehr gesellig. Bleibt lieber bei den Kindern.

Dem Nachbarn wird dann auch gerne mal das Leid geklagt, wie viel Arbeit an ihm hängen bleibt. Naja, meine Frau hat halt ein paar Probleme im Moment. In seinem Betrieb weiß er immer eine gute Ausrede, warum er seine Frau nicht auf Firmenevents mit nimmt und er dann leider alleine kommen muss. Und der ‚willigen‘ und gerne mal zu einem Seitensprung bereiten Kollegin wird damit geschmeichelt, wie viel attraktiver und besser sie im Bett ist, als die Frau zu Hause. ‚Da läuft ja schon lange nichts mehr‘. Er ist der liebevolle, verständige und aufopferungsbereite Mann und Vater. So einen Mann hätte jede Frau gerne, jeder Vater als Schwiegersohn für seine Tochter. Klasse Kollege, prima Sportkamerad, freundlicher Nachbar, toller Familienvater.

Was würdest du sehen und hören, wenn du hinter die geschlossene Tür blicken und horchen könntest?

Vielleicht eine Frau, die dabei ist, ihre Kinder zu beruhigen und früh und möglichst leise zu Bett zu bringen, nur damit es still im Hause ist, wenn der Mann heim kommt. Die die Kinder aus der ‚Schusslinie‘ bringt.

Vielleicht eine Frau, die nicht gerne aus dem Haus geht, damit man ihre Verletzungen nicht sieht. Damit keiner ihre traurigen Augen sehen muss, weil sie mal wieder gedemütigt oder gar geschlagen wurde.

Vielleicht eine Frau, die am Herd steht, kocht und leise betet, dass auch bitte alles gelingen möge, weil sie es nicht wieder erträgt, als unfähige Schlampe bezeichnet zu werden.

Vielleicht eine Frau, die den Prellbock für die Aggressionen ihres Mannes macht, wenn er frustriert von der Arbeit kommt, weil mal wieder ein ‚böser Kollege‘ versucht hat, ihn rein zu legen.

Vielleicht eine Frau, die sich mittlerweile vor ihrem Mann ekelt, weil er über Stunden am Tag Pornografie im Netz konsumiert und seiner Frau dann erzählt, sie könne mit den tollen Frauen aus dem Internet nicht mithalten. Weil sie mit den ‚Praktiken‘ die er sich aus www holt nicht klar kommt. Weil sie Angst hat, sich eine Krankheit einzufangen, wegen der ständigen Fremdgeherei ihres Mannes.

Vielleicht eine Frau, die innerlich vor Panik vergeht, weil sie mit ihrem Mann ins Auto steigen soll und der dann seine Wut über Verkehr, seine eigene falsche Routenplanung an ihr auslässt. Der stundenlang über das Navi schimpfen kann, weil das angeblich die falsche Abfahrt genannt hat. Die sich schämt, weil die Kinder auf dem Rücksitz mitbekommen, wie der Vater seine Frau tituliert.

Vielleicht eine Frau, die sich nicht getraut, Gäste einzuladen oder auf Veranstaltungen zu gehen. Denn sie erträgt es nicht, vor Fremden gedemütigt und lächerlich gemacht zu werden. Sie kann es nicht mehr aushalten, ihrem Mann dabei zuzusehen, wie er anderen Frauen auf den Busen starrt und ihr dann erzählt, wie attraktiv die anderen Frauen sind und sie eben nicht.

Vielleicht eine zu tiefst verunsicherte, verletzte Frau, die kein Selbstbewusstsein mehr hat und in ständiger Angst lebt. Eine Frau, die da selten aus eigener Kraft heraus kommt. Eine Frau, die Hilfe braucht, bevor etwas Schlimmes passiert.

Aber eben auch eine Frau, die nicht mehr um Hilfe bitten kann. Über Jahre hin wurde da ein Konstrukt aufgebaut. Schleichend. Sehr viel Energie wurde vom Mann in die Fassade gesteckt. Wer will schon glauben, dass dieser tolle Mann, Nachbar, Kollege zu Hause eine ganz andere, zerstörerische Seite hat!

Er ist ja so nett und höflich…