Veröffentlicht in über Pornosucht, Erfahrungsberichte

Wer ist das?

Gastbeitrag von S.K.

Manchmal stell ich mir die Frage wirklich. Und ich stell sie mir wegen eines Mannes, mit dem ich 22 Jahre verheiratet war. Über einen Mann, in den ich mich verliebt habe, weil er alles war, was man sich wünschen kann. Was ich mir gewünscht habe. Wir haben schlimme Zeiten durchlebt und zusammen gemeistert. Wir haben aber überwiegend wunderbare Zeiten erlebt, die ich in meiner Erinnerung fest verschlossen habe und an die ich sehr gerne denke. Wir haben zusammen ein Nebenerwerbsgeschäft aufgebaut und es erfolgreich geführt, ja sogar international ausgeweitet. Gemeinsam sind wir unserem Hobby nachgegangen und waren viel unterwegs. Ich habe seinen beruflichen Werdegang unterstützt und gefördert, ich hab ihn aufgebaut und gefördert, wenn es in der Firma, in der er angestellt war, mal nicht so lief. Ich habe seine Pläne unterstützt und bin mit ihm ans andere Ende Deutschlands gezogen, obwohl es mich von meiner Heimat weit weg geführt hat. Und ich hab das gerne getan, weil ich auf der anderen Seite einen Mann hatte, von dem ich mich geliebt und geachtet gefühlt habe, der auch mich unterstützt hat und mit dem es eine Freude war, zusammenzuleben.

Über Pornosucht brauche ich nichts mehr zu schreibe, dazu gibt es in dem Blog hier einiges zu lesen und Informationen. Nur soviel: in den letzten Jahren unserer Ehe ging dann eine enorme charakterliche Veränderung mit ihm vor, die letztendlich zur Scheidung geführt hat. Da war ein purer Egoismus, stundenlange Sessions am PC, unser eigentlich schönes und abwechslungsreiches Sexleben erstarb und er hat sich immer mehr eingeigelt. Ausgehen fiel komplett flach, er lebte zum Schluss nur noch mit seinem PC und seinen ‚Freunden’ in der virtuellen Welt. Er begann zu lügen und zu betrügen. Schockierend fand ich, auch, was da noch lange nach der Trennung alles raus kam. Dieser höfliche und zuvorkommende Mann hat sich zu einem beleidigenden, verbal aggressiven Despoten gewandelt. Bis weilen blitzte der ‚alte’ Freund und Partner noch einmal durch und er hatte sogar ein schlechtes Gewissen. Nur hielt das nie lange an. Bestätigung suchte er im Internet und fand die wohl auch unter ‚Gleichgesinnten’. Bis ich dann irgendwann das Haus und ihn verließ.

Nach der Trennung und Scheidung lernte ich dann in ihm einen Mann kennen, mit dem ich im Leben nichts hätte zu tun haben wollen. Er setzte alles daran mich zu ruinieren, psychisch und physisch fertig zu machen. Unterstützt wurde er darin von seiner neuen Freundin, die wohl einen enormen sexuellen Einfluss auf ihn ausübte und den auch zu nutzen wusste. (Wenn du nicht, dann darfst du nicht, komm ich nicht usw) . War ja auch leicht für sie, sich ins gemachte Nest zu setzen und von seinem finanziellen Status zu profitieren. Aber mir war klar, dass auf so einer ‚Verbindung’ langfristig kein Segen liegen wird. Dafür kenn ich ihn zu gut und weiß, dass das auf Dauer nicht gut gehen wird und auch sie dann nur eine ‚Episode’ in der Liste von vielen sein wird.

Ich lernte eine Seite an ihm kennen, die es vorher nicht gab. Lügen, Intrigen, Rücksichtslosigkeit, Erpressung und Gemeinheiten, die sich sogar auf die Kinder aus meiner ersten Ehe erstreckten. Am meisten traf mich wohl, dass er das ohne schlechtes Gewissen getan hat. Dass all das, was wir zusammen erlebt haben, was uns einmal zusammengeschweißt hat, nichts mehr wert war, nicht mehr gezählt hat. Und vor allem, dass er sogar soweit ging, die Vergangenheit zu verdrehen. Pippi-Langstrumpf-Syndrom: ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt! Er baute sich eine Geschichte zusammen, die es ihm wohl ermöglichte, sein Verhalten vor sich und der Außenwelt zu rechtfertigen. Das gemeinsame Geschäft wurde ruiniert und kaputt gemacht, getroffene Vereinbarungen wurden gebrochen, wohl auch auf Betreiben seiner neuen Freundin. Vielleicht hat sie einfach nur Angst vor mir und vor der langen Zeit, die mein Mann und ich zusammen gelebt haben, vor unserer gemeinsamen Vergangenheit. Keiner von beiden hat eigentlich verstanden, dass ich einfach nur aus dieser zum Schluss sehr scheußlichen Ehe raus wollte. Und zwar in Frieden. In meiner Verblendung dachte ich: wir treffen Vereinbarungen, die werden dann von beiden Seiten eingehalten und wir gehen freundlich auseinander, jeder seiner Wege. Es gibt in der Welt genug Beispiele von Paaren, bei denen das funktioniert. Und das wäre auch hier gegangen. Aber die Pornosucht und das was er da anscheinend jetzt von der anderen Frau ‚geboten’ bekommt, zusammen mit der charakterlichen Veränderung, die in den letzten Jahren mit ihm vorgegangen ist, machte das unmöglich. Schade. Und somit frag ich mich:

 Wer ist das? Ich kenn den Mann nicht (mehr wieder).